Statussymbol oder Strafe – eine kurze Geschichte des Bartes!

Bärte sind schon seit langen Zeiten in der Geschichte verpönt gewesen, und mit ihnen wurden verschiedene mythische Überzeugungen verbunden, etwa Dämonen und böse Geister. Schon die Höhlenmenschen benutzten zum Beispiel geschärfte Feuersteine oder Muscheln, um sich die Bärte zu stutzen.

Seit dem Beginn der Zivilisation ist der Männerbart ein Symbol für Machtträger, mächtige Eroberer oder sogar Götter gewesen. Trotz seiner historischen Bedeutung waren Bärte nur für gewöhnlich kurze Zeiten beliebt und akzeptiert.

Im heutigen Nahen Osten, in der Region der Flüsse Euphrat und Tigris, befand sich Mesopotamien, eine der ersten Zivilisationen um 8000 bis 2000 v. Chr. Dort wurden nicht nur Städte, fortschrittliche Landwirtschaft und Rechtssysteme erfunden, sondern auch die Pflege und Gestaltung von Bärten.

Die Männer des alten Mesopotamiens färbten ihre Bärte mit Henna und Goldstaub und erfanden gleichzeitig auch das Bartöl, da Bärte mit Sesamöl gepflegt und gestaltet wurden.

Das alte Königreich Ägypten war eine der ersten Zivilisationen, die verschiedene Ideale und Trends in Bezug auf Aussehen und Schönheit pflegten und entwickelten. Die Ägypter schätzten insbesondere Haarlosigkeit, da man glaubte, Dämonen und böse Geister könnten durch langes Haar oder einen Bart Macht über eine Person erlangen.

Barbiere waren in der ägyptischen Gesellschaft hoch angesehen und wohlhabend, da sie spirituelles Wohlbefinden bewahrten und das Böse von den Menschen fernhielten.

"Für das Klerus waren Haare ein Zeichen sündhafter Unreinheit, für die im heiligen göttlichen Zusammenhang kein Platz war. Die unverschämte Dreistigkeit der Haare, hartnäckig unter der Haut hervorzustehen, wurde als sündhafte Eigenschaft angesehen, die gezähmt werden musste. Männer, die sich dem Glauben verschrieben hatten, waren in organisierten Zivilisationen die ersten, die systematisch ihre Gesichtsbehaarung entfernten."

– Elias Lehto in seinem Buch Ein Haar schöner: Der Bart als Phänomen der visuellen Kultur und geschlechtsspezifisches Symbol

Griechenland und Rom – die stilistischen Erzfeinde der Antike

Im alten Griechenland wurden Bärte sehr geschätzt. Ein üppiger und langer Bart war ein Zeichen von Männlichkeit und unvergleichlicher Intelligenz. Der Ober-Gott Zeus und sein Sohn Herakles waren die größten Stilikonen ihrer Zeit, und auch in der Bildhauerkunst wurden Männer oft mit prächtigen und langen Bärten dargestellt. Griechische Männer lockten ihre Bärte mit heißen Zangen und ölten sie mit dem auch heute noch in der Kosmetik beliebten Rizinusöl.

Im Gegensatz dazu war für die durch ihre Feldzüge bekannten Römer Haarlosigkeit damals nicht nur eine Stilfrage, um sich von Feinden zu unterscheiden, sondern auch ein strategischer Vorteil. Der makedonische Feldherr Alexander der Große etablierte während seiner Regierungszeit von 336 bis 323 v. Chr. die Bartlosigkeit als neue Norm in seiner Armee, da er fürchtete, dass es leicht sei, im Schwert- und Speerkampf einen Soldaten am Bart zu packen. Bald wurde ein glatt rasiertes oder kurz geschorenes Gesicht zur üblichen Praxis in der römischen Armee, und der Trend verbreitete sich bald auch in der griechischen Armee.

Nach dem ägyptischen Königreich war die nächste bedeutende Epoche der Männerbartpflege tatsächlich im alten Rom.

Gewöhnliche Römer waren sich des Begriffs des Barbers oder der Rasur vor dem Jahr 296 v. Chr. kaum bewusst. Damals kam der sizilianische Barbier Ticinius Mena nach Rom und gründete den ersten Barbierladen der Stadt, aus dem sich eine lange blühende römische Grooming-Kultur entwickelte.

Reiche Römer verbrachten bald mehrere Stunden täglich beim Barbier in verschiedenen Behandlungen, die unter anderem Rasieren, Haarschneiden, Kopfmassagen und das Einreiben von exotischen Ölen in Bart und Kopfhaut umfassten.

Geschickt geschnittene und gestylte Bärte galten als Zeichen von Reichtum und Wohlbefinden, die freie Männer von Sklaven und Armen unterschieden. Barbierläden waren wie Badehäuser Treffpunkte, an denen Männer sowohl ihr Wohlbefinden als auch ihre sozialen Beziehungen pflegten.

Die römischen Kaiser waren die Stilikonen ihrer Zeit, und auch die römische Mode folgte den Vorlieben der Kaiser: Julius Caesar war bekannt für sein glatt rasiertes Kinn und seine kurz, nach vorne gekämmten Haare, mit denen er laut Erzählungen seinen zurückweichenden Haaransatz bedeckte.

Während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian (117–138 n. Chr.) waren Bärte unter allen römischen Männern sehr beliebt, da der Kaiser selbst einen Bart bevorzugte, um seine im Kampf vernarbten Gesichter zu verdecken. Hadrian hat wahrscheinlich gleichzeitig die Grundlage für die Verbindung zwischen Bart und Männlichkeit in der männlichen Mode geschaffen.

Bärtigkeit oder das Fehlen eines Bartes waren in Rom Möglichkeiten, freie Männer von Sklaven zu unterscheiden. In bestimmten Epochen wurden Sklaven gezwungen, ihre Gesichter glatt zu rasieren, damit die Natürlichkeit und griechische Traditionen respektierenden freien Männer sich von ihnen abheben konnten. Während Glattwangigkeit modisch war, wurde Sklaven verboten, ihre Gesichtsbehaarung zu schneiden.

Der bärtige Ritter war ein viriler Mann, der glattwangige Mönch stark im Glauben

"Schneidet euch nicht die Haare kurz an den Schläfen und verderbt nicht den Rand des Bartes durch Schneiden."

– Bibel, 3. Buch Mose, Kapitel 19.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches und der Etablierung des Christentums als dominierender Religion in Europa änderte sich auch die allgemeine Einstellung zu Bärten und folgte hauptsächlich den verschiedenen Strömungen des Christentums. Im Mittelalter war Bartlosigkeit üblich, da insbesondere die katholische Kirche Bärte bei Männern als sündig verurteilte.

Herrscher und Adelige setzten auch im mittelalterlichen Europa die damaligen Trends für ihre Untertanen, und auf Anweisung des Papstes rasierten auch die Herrscher oft sorgfältig ihre Schnurrbärte und Bärte. Jedoch bevorzugten Ritter und Könige in der Hochmittelalter zwischen 800 und 1200 n. Chr. Bärte als Symbol männlicher Kraft. Ein üppiger und dichter Bart vermittelte Männlichkeit und Maskulinität, während die glatten Kinnpartien religiöser Führer Enthaltsamkeit und starken Glauben signalisierten.

Spätestens im 16. Jahrhundert begannen Bärte wieder häufiger in Erscheinung zu treten, insbesondere bei den Herrschern Englands und Frankreichs. Gleichzeitig begann die hochwertige Bartpflege und -gestaltung wieder an Status als Symbol für Wohlstand und Wohlbefinden zu gewinnen, als mit der Renaissance die Natürlichkeit und die Ideale der Antike wieder geschätzt wurden.

Im viktorianischen England wurde Bartlosigkeit nicht nur als weiblich und verpönt angesehen, sondern auch das Rasieren oder Stylen eines Bartes galt als unpassendes Verhalten für Männer.

Sowohl in Europa als auch in Asien wurden über Jahrhunderte bärtige Männer wegen ihrer Gesichtsbehaarung besteuert. Der chinesische Kaiser Ming-Taizu Hongwu führte bereits im 14. Jahrhundert eine Bartsteuer ein, und der englische König Heinrich VIII begann 1535, Bärte zu besteuern. Der russische Zar Peter der Große verbot Bärte als Teil seiner Reformen, um das russische Reich zu westernisieren. Man durfte jedoch seinen Bart behalten, wenn man die Bartsteuer zahlte, und erhielt als Beweis dafür einen Bart-Token.

In anderen Gegenden war das Bartwachsen sogar unter Androhung von Strafen obligatorisch. Axel Naver, Eric Thorsson und Anders Bergstedt berichten in ihrem Buch Das Bartbuch, dass bestimmte Regimenter der schwedischen Armee im Taalainmaa im 18. Jahrhundert Peitschenstrafen für bartlose Männer verhängten.

Die Weltkriege machten Glattwangigkeit wieder zur Norm

Die lange Ära der populären Bärte erreichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts und mit den Weltkriegen ein bedeutendes Ende, als der amerikanische Geschäftsmann King Camp Gillette gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein erschwingliches, massenproduziertes Rasiermesser mit austauschbarer Klinge erfand.

Der bald darauf ausgebrochene Erste Weltkrieg und der Einsatz chemischer Waffen machten Glattwangigkeit zur praktischen Norm im Militär, da eine Gasmaske nicht dicht ist, wenn dazwischen Bart- oder Schnurrbart-Haare sind. Der bekannteste Fall eines an die Gasmaske angepassten Schnurrbartstils fand sich bei dem österreichischen Aquarellmaler Adolf Hitler.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Bärte mit verschiedenen verpönten und die gesellschaftliche Ordnung bedrohenden Widerstandsbewegungen wie zum Beispiel Kommunismus, Beatniks oder Hippies verbunden. Erst im 21. Jahrhundert wurde Bärtigkeit in der Mainstreamkultur wieder trendy und akzeptabel.